Anlässlich der KLIMA.LÄND.TAGE des Landes Baden-Württemberg lud die LMU interessierte Bürger*innen zu einem Waldspaziergang nach Schmie ein. 

Unser Maulbronner Revierförster Ulrich Klotz, zuständig für die Pflege des kommunalen Waldes in Schmie und Zaisersweiher, führte die Vertreter*innen der LMU und die zahlreich erschienenen Maulbronner Bürger*innen durch den Wald bei Schmie.

Vom Wanderparkplatz „Eppinger Linien“ ging es auf einem Teil der Eppinger Linie mitten ins Geschehen. Ulrich Klotz erklärte die Besonderheit der Geologie des Maulbronner Waldes. Er wächst auf einer Schilfsandsteinplatte, die nur eine sehr dünne Auflage von 0,5 bis 1,5m aus Löß und Lehm hat. Für die mächtigen 30m hohen Buchen und Eichen, die bei uns die Hauptbaumarten bilden, ist dies zu wenig. Wenn der Fels im Untergrund nicht zerklüftet ist, bildet er eine dichte wasserführende Schicht. Bei viel Niederschlag führt dies zu Staunässe, so dass die Feinwurzeln der Bäume nicht atmen können und faulend absterben. Bei wenig Niederschlag reicht die Wasserbindung der dünnen Löß-/Lehm-Schicht nicht aus für die Versorgung der Baumkrone mit dem notwendigen Wasser. Die Folge ist das weithin sichtbare Absterben der Kronen. Besonders betroffen sind hierbei die Buchen.

Abgestorbene Buchen in unserem Stadtwald bei Schmie

An einer weiteren Station mitten im Wald hatte Ulrich Klotz Poster vorbereitet. Mit ihrer Hilfe veranschaulichte er die Arbeitsergebnisse der Forstwissenschaft, die die Revierförster darin unterstützen sollen, unseren Wald fit für die Zukunft zu machen. Sehr eindringlich war zu sehen, dass es zwar schon immer vereinzelt Dürrejahre gab, aber auch deren Häufung in der letzten Dekade. Dass das Klima sich wandelt, ist hier schlichtweg nicht zu leugnen.

Die Zukunftsprognose der Forstlichen Versuchsanstalt für unsere Hauptbaumart Buche zeigt auf, dass sie sich in höheren Lagen und weiter im Norden des Kontinents behaupten wird. Bei uns wird sie aber mit der erwarteten Trockenheit nicht zurechtkommen. Ähnliches gilt für die Eiche. 

Um dieser Situation gerecht zu werden gibt es zwei Strategien, die unser Revierförster verfolgt. Erstens werden versuchsweise andere Baumarten gepflanzt: Kirsche, Spitzahorn, Flaumeiche, Hopfenbuche, Blumenesche oder ungarische Eiche heißen solche „Zukunftsarten“. Ulrich Klotz, aber auch den teilnehmenden Bürger*innen ist es wichtig, dass bei uns keine Exoten aus anderen Kontinenten angepflanzt werden. Alle Arten, die zum Einsatz kommen, sind vor unserer Tür, auf dem Balkan, im Süden Frankreichs oder im Oberrheingraben heimisch. Die genetische Vielfalt der einzelnen Arten wird gewährleistet, weil die verwendeten Samen auf internationaler Ebene überwacht werden. 

Eine zweite Strategie lautet, die Pflege des Waldes so zu gestalten, dass die Bäume weniger hoch werden. Die verminderte Wuchshöhe soll den Wasserbedarf des einzelnen Baumes reduzieren und somit die Trockenresistenz des Waldes verbessern. Erreichen will der Forstfachmann dies durch eine lichtere Pflanzung im Jungwald. Der Konkurrenzdruck der Bäume wurde bisher ausgenutzt, damit sie „schöne“ astfreie Stämme ausbilden, was für die Vermarktung des Holzes unerlässlich ist. Damit das Holz weiterhin für Bau- und Möbelindustrie genutzt werden kann, müssen neue Wege in der Pflege des Wirtschaftswaldes gegangen werden. Offen für die Vermarktung des Holzes ist aber, wie sich die „neuen“ Holzarten verkaufen lassen.

Die Teilnehmenden brachten deutlich zum Ausdruck, dass sie die Komplexität dieses Themas überrascht. Sie betonten aber auch, dass der Holzertrag nur eine Seite der Waldbewirtschaftung sei. Genauso wichtig sei der Wald als Klimaschützer: Ein sterbender Wald erzeugt CO2 statt es zu binden! Der Wald müsse weiterhin als Lebensraum für eine große Lebensgemeinschaft von Tieren und Pflanzen dienen, denn Biodiversität ist die Lebensgrundlage von gesundem Leben. Und schließlich sei der Wald ein wichtiger Raum für die Erholung der Menschen.

In diesem Punkt ergänzen sich die Bemühungen unseres Revierförsters und die Ziele der Bürger*innen. Die Teilnehmenden wertschätzten die ausführlichen und geduldigen Erläuterungen, die Ulrich Klotz gab. Sie zeigten großen Respekt und Verständnis für die Art und Weise, wie unser kommunaler Wald bewirtschaftet wird.