13. November 2021

(ds) Seit Jahrzehnten ist immer wieder die Ostumfahrung Maulbronns im Gespräch, jetzt wird das Thema wieder aktuell. Der Gemeinderat von Mühlacker hat sein Interesse an der Ostumgehung bekundet und informellen Planungen zum Bau der Straße sind bereits angelaufen. Grund genug sich mit interessierten Bürger*innen auszutauschen.

Am 13. November 2021 trafen sich die Mitglieder der Fraktion der LMU mit Bürger*innen aus Maulbronn, um die bisherigen Planungen und Ideen der Ostumfahrung von Maulbronn vor Ort zu erklären und vorzustellen. Etwa 30 interessierte Bürger trafen am Parkplatz Diebsbusch ein und machten sich, zusammen mit Peter Wilhelm, Felix Foerster, Rebecca Haalboom und Mechthild Lechler zum Spaziergang auf, der entlang des Roten Weges führte. Experten zu den Themen Naturschutz – Herbert Voith und Verkehr – Achim Strobel waren mit vor Ort.

Peter Wilhelm umriss zunächst die Historie der Ostumfahrung. Im Jahr 2001 wurde das Planungsbüro Stephan mit einem Generalverkehrsplan für Maulbronn beauftragt. Im Rahmen des Planes sollte unter anderem die Verkehrsbelastung entlang der Hauptverkehrsachsen untersucht werden, ob sich mit einer Querspange im Osten von Maulbronn und ob dadurch auf geplante Ausbauten an der Heilbronner Straße (L1131) verzichtet werden kann beziehungsweise diese sogar zurückgebaut werden kann.

Der Verkehrsplan und die zugehörige Verkehrsbefragung wurde dann 2002 in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung vorgestellt. Die Planer konnten keine eindeutigen Vorteile durch die Ostumfahrung feststellen.

Demzufolge stellte 2003 die Verwaltung den Antrag die Heilbronner Straße ausbauen zu lassen und das Projekt Ostumfahrung bis auf weiteres nicht weiter zu verfolgen. Dies wurde vom Gemeinderat mit 11 nein, 6 ja und 4 Enthaltungen abgelehnt.

Ein Jahr später (2004) wurde von der Straßenbauverwaltung Calw angeregt die Ostumgehung in den Landesverkehrsplan aufnehmen zu lassen. Einen entsprechenden Antrag hat der Gemeinderat mit 9 ja und 8 nein Stimmen beschlossen.

Die Ostumfahrung wird im Generalverkahrsplan des Landes als Teilprojekt der Umlegung der L1134 (Landesstraße von Sternenfels nach Lienzingen bis auf die Platte) aufgenommen

In der Folge wird dann 2005 im Regionalplan 2015 Nordschwarzwald die Prüfung einer Neuführung der L 1134 westlich Diefenbach, Zaisersweiher und Lienzingen zur B 35 südöstlich Maulbronn vorgeschlagen. Die Ostumfahrung wäre dann ein Teilstück dieses Projekts.

Der Flächennutzungsplan der Verwaltungsgemeinschaft Sternenfels-Maulbronn aus 2010 weist die Trasse als in Aussicht genommene Planung Dritter aus.

Im Jahr 2012 steht dann die Ostumgehung im Landesverkehrsplan in der Anlage „Reihung Maßnahme Plan Neubaumaßnahmen“ in der Rubrik 5: „Nicht im Maßnahme Plan enthalten“.

Felix Foerster erläuterte die Verkehrsströme in Maulbronn: 70 bis 80 Prozent des Verkehrs entlang der Hauptachsen sind innerstädtischer Quell- und Zielverkehr. Dementsprechend niedrig ist die potentielle Entlastung durch eine Umfahrung. Eine optimale Auslastung der Ostumgehung durch die Sperrung beziehungsweise den Rückbau der Heilbronner Straße würde andererseits zu einer erhöhten Verkehrslast in der Stuttgarter Straße führen.

Eben jener Rückbau wurde von einigen anwesenden Bürgern als erstrebenswertes Ziel angesehen insbesondere um den Tiefen See als Erholungsgebiet und touristische Attraktion aufzuwerten.

Die Ostumgehung durchschneidet ökologisch sensibles Gebiet: der Roßweiher selbst ist Naturschutzgebiet, die nähere Umgebung ist Vogelschutzgebiet und der angrenzende Hamberg gehört zum europäischen Schutzgebiet Natura 2000. Geplante Amphibienschutzmaßnahmen an der L1131 warten wegen der unklaren Wegeplanung immer noch auf ihre Realisierung.

Der Vogelkundler Herbert Voith erläuterte die Wichtigkeit des Naturschutzgebiets Roßweiher und seiner Umgebung für Zugvögel und heimische Vögel. Können in „normalen“ Gebieten etwa 40 Vogelarten beobachtet werden sind es am Roßweiher 160 Arten. Von Bedeutung ist der Roßweiher auch als Zwischenstopp für Zugvögel.

Achim Strobel, Anwohner der Stuttgarter Straße präsentierte Zahlen seiner Anfrage beim Innenministerium, die zeigen, dass in der Stuttgarter Straße im Zeitraum 2011 bis 2019 mehr schwere Unfälle passiert sind als auf der Heilbronner Straße. Gründe könnten sein: In der Stuttgarter Straße gibt es drei Bushaltestellen und verschiedene Straßeneinmündungen.

Die Zufahrt zur Mülldeponie wird als potentieller Unfallschwerpunkt gehandelt, der durch einen Kreisverkehr für Ostumgehung und Deponie entschärft werden könne. Dies sei nicht stichhaltig, da einerseits die letzten Jahrzehnte kein Unfall bekannt sei und andererseits die Deponie in den nächsten Jahren an ihre Kapazitätsgrenze kommt.

Zum Schluss ging Peter Wilhelm auf die Gespräche zwischen Mühlacker und Maulbronn ein. Seit 2016/17 wird die Problematik des Lienzinger Durchgangverkehrs mit der Ostumgehung verknüpft. So sucht seitdem die Maulbronner Verwaltung den Schulterschluss mit Mühlacker und die lokalen CDU-Fraktionen von Maulbronn und Mühlacker wollen für eine Ostumfahrung kämpfen. Diese Zusammenarbeit erscheint umso dringlicher als sich das Land faktisch zurückgezogen hat und die Ostumgehung von Kommune und Kreis finanziert werden muss.

Aktuell will die Stadt Mühlacker eine Verkehrsbefragung durchführen um zu klären ob die Ortsumgehung in Maulbronn die Lienzinger Ortsdurchfahrt entlastet. Sollte es tatsächlich zu einem Effekt kommen und sollte das Regierungspräsidium zudem einem Durchfahrtsverbot für Lastwagen zustimmen, würde sich die Stadt Mühlacker mit 25 Prozent oder maximal 15000 Euro an den Vorplanungskosten für die Teilortsumgehungsstraße beteiligten.

So blieben am Ende einige offene Fragen:

  • Wer trägt die Baukosten beziehungsweise wie werden diese verteilt?
  • Wird die Heilbronner Straße zurück gebaut?
  • Welche Belastung kommt auf die Stuttgarter Straße zu?
  • Oder wird die Heilbronner Straße so ausgebaut, dass auch zukünftig der Verkehr abgewickelt werden kann?