Liste Mensch und Umwelt in Maulbronn

Am 27. April 1989 fand im vollbesetzten Saal der Gaststätte Birkenhof in Maulbronn die Gründungsversammlung der „Liste Mensch und Umwelt“ (LMU) statt. Erstmals wurden unter diesem Namen vier Kandidatinnen und neun Kandidaten für eine Kommunalwahl aufgestellt.

Die Entstehung der neuen Wählergruppe hatte einen langen Vorlauf in kommunalpolitisch unruhigen Zeiten der Stadt: Viele Einwohner waren enttäuscht durch den unsensiblen Umgang der Stadtverwaltung mit Jugendlichen. Die Auseinandersetzungen darüber zogen sich lange hin, bis im August 1984 junge Leute zu einem „Arbeitskreis für alternative Kommunalpolitik“ in die Klosterpost einluden und sich dort wiederholt zu formlosen Diskussionen trafen. Gleichzeitig regte sich heftiger Widerstand in der Bevölkerung im Blick auf die anstehende Ausweisung des ersten Flächennutzungsplans für die Kommune. Der Gemeinderat hatte u.a. dazu beschlossen, einen Teil des Schefenackerwalds für Bauland zu roden und den von Fußgängern und Radfahrern gern genutzten Weg nach Schmie als Straße voll auszubauen. In der Klosterpost wurde der Protest gegen diese Planungen aufgegriffen und zuletzt führte das erwachte Bewusstsein ökologischer Verantwortung im Frühjahr 1986 die verschiedene Aktivisten in der die Gründung einer BUND-Ortsgruppe zusammen.

Die Mitglieder machten leider schnell die Erfahrung, dass ihre Anregungen und Bedenken von der Stadtverwaltung nicht richtig ernst genommen wurden und so reifte die Erkenntnis: Unsere Anliegen brauchen Stimmrecht im Gemeinderat. Aus der BUND Ortsgruppe heraus kam es zum Entschluss, mit einer neuen Wählervereinigung zur nächsten Kommunalwahl anzutreten.

Die Vorbereitungen dazu waren mühsam. Die Regularien mussten erarbeitet und gemeinsame Zielsetzungen formuliert werden, wobei allein schon die Namensfindung Schwierigkeiten machte. Die vielen Sitzungen fanden zuerst in der Klosterpost und nach deren Schließung im Schmieer Gasthaus Ochsen statt, aber die gründliche Vorbereitung hat sich gelohnt. Die Gruppe war hoch motiviert und fand zunehmend Unterstützung in der Bevölkerung. Die einmal gesetzten Schwerpunkte sind noch immer aktuell und verlangten bisher allenfalls Überarbeitung und Ergänzung. Sie haben damals in Rathaus und Gemeinderat Kopfschütteln ausgelöst, sind aber inzwischen allgemein akzeptiert: Sanierung und Verdichtung der Ortskerne vor Ausweisung neuer Baugebiete, verkehrsberuhigte Zonen, Ausweitung von Natur- und Landschaftsschutz, Schülerbetreuung, offene Jugendarbeit unter Leitung eines Sozialarbeiters, sinnvolle Altenfürsorge, keine Ausländerfeindlichkeit.

Die LMU verstand sich parteiunabhängig, wird aber den Bündnisgrünen nahe stehend eingeordnet. Der pfiffige Wahlkampf wurde aus eigener Tasche finanziert und machte vier Monate lang mit persönlichen Statements und kecken Sprüchen im wöchentlichen Mitteilungsblatt Furore: „Nicht Umwelt planieren – Stadtrat sanieren“, „Wald statt Asphalt“ oder „Auf den Nebel folgt die Sonn‘ – helle Köpfe braucht Maulbronn“ war zu lesen an Stelle der üblichen Floskeln und Wahlversprechen. Die Reaktionen blieben nicht aus, so hieß es z.B. in einer Anzeige der Bürgerlichen Wählervereinigung: „Polemik im Wahlkampf kommt nur aus einer Ecke, in der weder ein überzeugendes Programm noch Erfahrung stehen“ (Amtliches Mitteilungsblatt 1989, Woche 42/4).

Doch die Wahl am 22.10.1989 brachte auf Anhieb der LMU die überraschend große Zustimmung von 21% und in den Gemeinderat zogen neu ein: Gerda Langohr, Martin Stankewitz, Christoph Röhlig, Thomas Hörnig (nach seinem Wegzug Sigfried Knapp) und Manfred Weeber (nach dessen tragischem Unfalltod Rudolf Roth).

Eine letzte Anzeige im Mitteilungsblatt signalisierte Bereitschaft, im Gemeinderat konstruktiv mit zu arbeiten: „Die Zeit des Sprücheklopfens ist vorbei“. Der frostige Empfang im Gremium wurde abgemildert, nachdem die LMU keinen Anspruch auf einen Bürgermeister-Stellvertreter noch sonst einen ehrenvollen Posten erhob. Es kam allmählich zur respektvollen Zusammenarbeit und die Markenzeichen der LMU sind seither in der Maulbronner Kommunalpolitik spürbar. Der Name LMU wurde später im Enzkreis von anderen Wählergruppen übernommen, die sich auch vorrangig um ökologisches und soziales Handeln bemühen – hoffentlich mit Erfolg!

Gerda Langohr

 
 

LMU Gemeinderatsmitglieder von 1989 - 2019

Der Gemeinderat von Maulbronn besteht aufgrund der unechten Teilortswahl aus 22 Mitgliedern

  • Gerda Langohr
  • Martin Stankewitz
  • Dr Thomas Hörnig (bis 1991) / Sigfrid Knapp(ab 1991)
  • Christoph Röhlig
  • Manfred Weeber (bis 1990)/ Rudolf Roth (ab 1990)

Der Gemeinderat von Maulbronn besteht aufgrund der unechten Teilortswahl aus 22 Mitgliedern

  • Gerda Langohr
  • Klaus Huss
  • Angelika Windgasse
  • Sigfrid Knapp
  • Ruth Klötzner-Schiebl

Der Gemeinderat von Maulbronn besteht aufgrund der unechten Teilortswahl aus 22 Mitgliedern

  • Gerda Langohr
  • Klaus Huss
  • Ute Kiefner
  • Dr. Thomas Haalboom (bis 2000)/ Sigfried Knapp (2000-2002)/ Ursula Scholz (ab 2002)

Der Gemeinderat besteht nur noch aus 18 Mitgliedern

  • Ulrich Baumann
  • Klaus Huss
  • Ute Kiefner
  • Andreas Stamler (bis 2008) / Peter Wilhelm (ab 2008)

Der Gemeinderat besteht nur noch aus 18 Mitgliedern

  • Ulrich Baumann (bis 2013) / Tanja Gregori (ab 2013)
  • Evelyn Lautenschlager
  • Dr Wessel von Loe
  • Peter Wilhelm

Der Gemeinderat besteht nur noch aus 18 Mitgliedern

  • Mechthild Lechler
  • Evelyn Lautenschlager
  • Dr Wessel von Loe
  • Peter Wilhelm
  • Cornelius Egerer
  • Felix Foerster
  • Rebecca Haalboom
  • Mechthild Lechler
  • Peter Wilhelm